Steigende Mietpreise: Ist der Boom bald vorbei?

18. April 2019

Noch immer steigen die Mietpreise in Deutschland, in einigen Städten sogar so stark, dass Betroffene dagegen demonstrieren und große private Wohnungsgesellschaften  enteignen lassen wollen. Doch eine neue Studie geht davon aus, dass sich der Höhenflug in den kommenden Jahren sowieso abschwächen wird.

Seit Jahren übersteigt die Nachfrage nach Mietwohnungen das Angebot deutlich, besonders im niedrigen Preissegment und in den Ballungsräumen. Das hat viele Gründe, vom langanhaltenden Wirtschaftsboom über die Zuwanderung, den Rückzug der Länder und Kommunen aus dem sozialen Wohnungsbau bis zur Niedrigzinspolitik der EZB.


Die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen
hat sich seit 2009 verdoppelt

In der Folge sind die Miet- und Immobilienpreise in gefragten Städten und deren Umland immer weiter gestiegen. In Berlin konnten Vermieter laut Immoscout sogar innerhalb von zehn Jahren die Preise verdoppeln. Die Politik versuchte, diese Entwicklung mit Mietpreisbremse, höherem Wohngeld und der Förderung des sozialen Wohnungsbaus abfedern.

Doch die Mieten stiegen weiter. Das könnte sich allerdings bald ändern, meint das Empirica-Institut. In einer aktuellen Studie verglichen die Forscher Bevölkerungsprognosen und die Anzahl der Baugenehmigungen sowie Fertigstellungen. Ergebnis: Angebot und Nachfrage auf dem MIetwohnungsmarkt nähern sich zunehmend an. In vier Jahren könnten sie sich nahezu decken und damit die Entwicklung der Mietpreise abbremsen.

Hauptgrund: Die verstärkte Bautätigkeit der letzten Jahre. Seit 2009 hat sich die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen von 159.000 auf 300.000 fast verdoppelt. In begehrten Städten und Wachstumsregionen entstehen sogar besonders viele neue Wohnungen, stellten die Forscher fest. Doch genau dort erwarten sie weniger Nachfrage, weil angesichts der nachlassenden Konjunktur die Wanderbewegungen zurückgehen und viele Wohnungssuchende auf das Umland ausgewichen sind. So könnte es in einigen Regionen eventuell sogar zeitweise zu einem Überangebot und damit zu sinkenden Renditen für die Vermieter kommen.

Allerdings hielt der Rat der Immobilienweisen, dem Empirica-Vorstand Harald Simons angehört, bereits im Frühjahrsgutachten 2018 eine Abflauen der Mietpreisentwicklung aus ähnlichen Gründen für wahrscheinlich. Doch bisher setzte sich der Anstieg weiter fort.